Wohin geht die Reise?

Ich reise sehr gerne und mag vor allem dieses internationale Flair auf den Flughäfen. Ankunft, Abflug, immer was los. Jedes Mal, wenn ich jemanden dort abhole oder hin bringe, packt mich das Fernweh und ich würde am liebsten mitfliegen. Nicht, dass ich nicht gerne zu Hause wäre, ganz im Gegenteil. Ich liebe unser Kärntnerland, es gibt kaum einen schöneren Ort zu leben. „Daham ist daham“ ist nicht nur ein Lied von mir, sondern echte Überzeugung. Der Mensch braucht Wurzeln, vertraute Orte, Familie und Menschen vom selben Schlag. Kärntner Gemütlichkeit und die leicht melancholisch angehauchte Lebensfreude, haben schon was. Ganz zu schweigen von der Sicherheit und Lebensqualität in dieser malerischen Gegend. Immer wieder, wenn mich internationale Freunde besuchen, höre ich dasselbe. Es ist so wunderschön hier.

 

Und doch ist Heimat mehr als der Ort wo man aufgewachsen ist. Wie Johann Gottfried von Herder (1744-1803) einmal sagte: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.“ Also kann ich mich bei Menschen, egal aus welcher Ecke der Welt sie stammen, zuhause fühlen. Vorausgesetzt, ich lasse mich auf sie ein und lasse zu, dass Vertrautheit wachsen kann. Ich bin schon viel herumgekommen und immer wieder habe ich gesehen, dass beides möglich ist. Man kann heimatverbunden und doch gerne unterwegs und offen für andere Kulturen und Denkweisen sein. Denn der Mensch, auch wenn er kulturell anders geprägt wurde, ist überall der gleiche. Mit denselben Sehnsüchten und Wünschen. Wir sind alle Gottes Geschöpfe und in dieser Haltung sollten wir einander auch begegnen.

 

Einmal fiel mir am Flughafen München ein Schild auf, worauf es hieß: „All Directions“, in alle Richtungen. Sofort kam mir der Gedanke in den Sinn, wie gut es doch sei, wenn einem im Leben alle Wege offen stehen. An einem Punkt anzukommen, der einem alle Möglichkeiten bietet sich zu entscheiden. Klingt doch gut, oder? Doch wahrscheinlich trifft kaum jemand erst am Flughafen die Entscheidung wohin die Reise geht. Man kommt mit einem konkreten Ziel, hat das Ticket bereits in der Tasche und sucht sich nur noch das richtige Gate.

 

Im Leben ist uns das Ziel nicht immer so klar. Da kann es schon vorkommen, dass man einsteigt und erst unterwegs merkt, dass einem die Richtung doch nicht ganz zusagt. Als ich mit 14 Jahren entscheiden musste, welchen Berufsweg ich einschlagen sollte, ging es mir ähnlich. Ich hatte keinen Plan und landete mehr oder weniger, ohne mir über die Konsequenzen im Klaren zu sein, in einer HTL für Werkzeugbau. Dass ich handwerklich kaum Talent hatte und mein Lerneifer sich in Grenzen hielt, trug das Seine dazu bei, die Schule nach zweieinhalb Jahren wieder abzubrechen. Doch der Weg war nicht mehr so einfach zu korrigieren. Da die Richtung schon mal eingeschlagen war, dauerte es einige Jahre, bis ich endlich den Weg erkannte, den ich gehen wollte.

 

So ist es oft im Leben, man steigt in einen Zug und muss warten bis eine Haltestelle kommt, um die Richtung zu wechseln. Doch man muss diese Momente, an denen man umkehren kann, auch erkennen. Und nutzen. Auszusteigen um neu einzusteigen ist nicht immer ganz einfach. Erfordert Mut und vor allem ein neues Ziel. Und dafür sollte man sich Zeit nehmen, in Ruhe nachdenken, den eigenen Wünschen aber auch Talenten nachspüren und dann den neuen Weg einschlagen. Vor 25 Jahren hatte ich so einen Moment der Umkehr und Neuorientierung. Ich habe meinen Weg gefunden und nicht mehr alle Wege offen. Aber diesen Einen verfolge ich seitdem mit Leidenschaft.

 

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