Der Teufelskreis

Verletzte Menschen, verletzen Menschen. Das ist ein Spruch, den ich schon vor einigen Jahren irgendwo aufgeschnappt habe. Kann ihn leider keiner bestimmten Person mehr zuordnen, aber das Wichtigste ist ja, dass er eine tiefe Wahrheit in sich trägt.

 

Unsere Worte aber auch Handlungen können Menschen sehr verletzen. Unbewusst und sicher auch oft unbeabsichtigt fügen wir unseren Mitmenschen Leid zu. Meistens gerade denen, die uns am Nächsten stehen. Warum tun wir das? Ich denke weil wir zuvor auch verletzt wurden. Vieles in unserem Verhalten ist eine Reaktion auf selbst Erfahrenes. Wenn ich z. B. am Arbeitsplatz viel Druck von Vorgesetzten oder Kollegen ausgesetzt bin, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mein Partner einiges davon abbekommt, relativ groß. Ungelöste Konflikte und Kränkungen, die ich mit mir rumschleppe, finden ihren Ausfluss sehr leicht in verletzendem Verhalten anderen gegenüber. Das Opfer wird selbst zum Täter und so ist der Teufelskreis vorprogrammiert. Natürlich kann sich mein versteckter Groll auch gegen mich selbst richten.

 

Seelische Verletzungen erkennt man nicht so leicht wie eine Fleischwunde. Sie werden meistens sichtbar, wenn mein Gegenüber einen bestimmten Knopf in meinem Leben drückt. Wie bei einer körperlichen Verletzung wird einem erst beim Berühren der Wunde klar, ob sie verheilt ist oder noch schmerzt. Wenn es weh tut, sollten wir der Sache auf den Grund gehen, um heil zu werden. Auf keinen Fall ist es gut in einer Opferrolle zu verharren, das führt nur dazu, dass wir bei jeder Gelegenheit Menschen schuldig sprechen wollen. „Du hast mich ja so verletzt“ führt nicht zur Heilung, sondern verkrustet die Wunde nur. Der einzige Weg der bei mir persönlich funktioniert hat, ist der Weg der Vergebung. Den Täter loszulassen, ihm sein verletzendes Verhalten nicht nachtragen. Scheint leichter gesagt als getan. Stimmt. Doch mit dem Blick auf den Gekreuzigten, der ausrief: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“, ist es möglich.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Birgit Wölger (Freitag, 07 Februar 2014 17:36)

    danke für deine Worte.
    Der Weg raus aus der Opferrolle ist nicht leicht, aber der effektivste. Und so kann eine Wunde heilen, mit dem Blick aufs Kreuz und der Vergebung. Es kann sein, dass es nicht sofort so funktioniert, wie ich es möchte, aber wenn ich mich auf den Weg mache, dann geht es - SChritt für Schritt!!